Sonntag, 15. September 2013

Äthopien 5: Abschied Gondar

Mittlerweile bin ich nicht mehr in Gondar, sondern wieder (momentan noch knapp eine Woche in Äthopien) auf Reisen. Wie zu erwarten gab es speziell in der letzten Woche noch viel zu tun - während die verbleibende Zeit unweigerlich abnahm, wurde die to do-Liste kaum kürzer.
Dieser Blog ist noch über meine Zeit in Gondar, ein letzter Report über KinduTrust und einige Ausschnitte über das Leben in Äthiopien, inkl. feiern und tanzen, wozu es ebenfalls reichlich Gelegenheit gab.


Mutter mit Kind

Auch wenn ich die Lebensbedingungen der armen Bevölkerung mittlerweile kennengelernt hatte, war die Begleitung des Sponsorship-Mitarbeiters auf zwei Besuchen eine besonders intensive Erfahrung. Es waren Erstaufnahmen, die dazu dienen, die notwendigen Infos über neue, potentiell zu fördernde Kinder aufzunehmen und die Bedürftigkeit zu prüfen.
Für den ersten Besuch mussten wir relativ lange durch Wohngebiete laufen und selbst mit ortskundiger Begleitung hat es einige Nachfragen benötigt, bis wir das Haus gefunden hatten. Das Kind ist 6 Jahre alt und behindert, kann nicht richtig laufen und kaum sprechen. Es wohnt mit der Mutter und einer befreundeten Frau zusammen in einem Raum, der aus 2 Betten und einigen Sitzgelegenheiten besteht. Die Mutter muss das Kind quasi rund um die Uhr betreuen, nebenbei verkauft sie am Strassenrand Gras, um etwas Geld zu verdienen. Medizinische Versorgung für das Kind ist kaum vorhanden (es gibt kein kostenloses Gesundheitssystem wie bei uns), von spezieller Förderung ganz zu schweigen.
Tochter mit ihrem Kind

Großmutter mit Kindern
Es war trotzdem auffällig, wie liebevoll sich die Mutter um das Kind kümmert. Ein Sponsor kann hier das (Über-)Leben erleichtern und gleichzeitig wird dadurch auch die zukünftige mediz. Versorgung sichergestellt.
Das zweite Kind (Mädchen, auch 6 Jahre) lebt in einer Großfamilie und wird von der Großmutter aufgezogen (die wohl junge Mutter ist nach der Geburt verschwunden). Die Großmutter sieht aus wie jenseits der 65, ist aber erst 44 Jahre alt. Eines ihrer Kinder ist 16 Jahre alt und hat auch schon das erste Kind. Insgesamt leben in einem Raum mit zwei Betten 7 oder 8 Personen. Hier würde die Unterstützung der ganzen Familie helfen, außerdem würde sichergestellt, dass das Kind die Schule besuchen kann (und nicht betteln muss).


Kindu Mitarbeiter im Gespräch in der "Wohnung"
Wohnungseingang

















Schmuckherstellung im Kindu-Shop
Neben den Kinderpatenschaften versucht Kindu Trust mit Projekten, es Familienmitgliedern der gesponsorten Kinder zu ermöglichen, ein eigenes Einkommen zu erzielen. Das fängt bei dem Kindu Shop an, in dem Kunsthandwerk verkauft wird. Dieses wird von vorher dafür trainierten Familienmitgliedern gefertigt. Außerdem sind u.a. auch ein kleiner Laden, ein Friseursalon und eine Bäckerei-Kooperative auf diese Weise schon entstanden.

Briefpapier und Perlenketten

Aus Papier gefertigte Perlenketten














    
trad. Körbchen





















Und zu feiern gab es auch einiges: Zuerst mal Ende August meinen Geburtstag, an dem wir mit allen Mitarbeitern abends Essen gegangen sind. Später wurde auch das Tanzbein geschwungen. Zwei Tage später hatte ein Mitarbeiter seinen letzten Arbeitstag (er wechslet zu einer großen, internationalen Hilfsorganisation, die zwei- bis dreimal höhere Gehälter zahlt...). Hier ging es spontan in den Biergarten meiner geliebten Dashen Brauerei, was ein sehr lustiger Abend wurde.
Und knapp eine Woche später wurde dann schon mein Abschied gefeiert, zuerst am späten mit einer Kaffee-Zeremonie auf der Kindu-Terasse, später ging es dann über eine Zwischenstation im Biergarten in ein traditionelles Tanzhaus. Hier sprechen Fotos mal wieder mehr als Worte.

Geburtstagsfeier

 
Ein "banana art"-Andenken





Im Biergarten der Dashen-Brauerei



Mein Abschied mit trad. Kaffee Zeremonie...
...undTorte (meine erste in Äthiopien)

Geschenke...


auch die Kinder aus der Nachbarschaft haben Spass


hier tanzen alle Generationen


In meiner Stammkneipe

...und schliesslich im trad. Tanzlokal

Abschliessend kann ich sagen, dass die gut sechs Wochen als „Freiwilliger“ nicht nur inhaltlich spannend waren (von Projektideen und -planungen, über die Überarbeitung von „Organisationsanweisungen“ bzw. Prozeduren bis zur Personaleinstellung wurde eigentlich die gesamte Bandbreite der BWL abgedeckt), sondern auch eine bereichernde persönliche Erfahrung gewesen sind.
An dieser Stelle möchte ich auch allen (bekannten und unbekannten) Spendern ganz herzlich für Ihre Unterstützung der Arbeit von Kindutrust danken. Die Spenden-Seite beibt geöffnet und es würde mich freuen, wenn wir die 500 Pfund Marke noch knacken (aktuell sind es schon 380).
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich mich aus Gondar und von den Kollegen verabschiedet und geniesse nun die letzten sechs Reisewochen.

Adios Gondar und KinduTrust



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